Montag, 14. Juni 2010

Von Elektronen und Müsliriegeln

Wer wie ich ständig befürchtet außerhalb der Reichweite guter Nahrung zu sein, sobald er sich weiter als Sichtweite von der heimischen Küche entfernt, der bereitet sich gut vor wenn er für mehrere Tage verreist. Wenn die Reise dann noch beruflicher Art ist und Nachtschichten beinhaltet, ist Nervennahrung gefragt. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der in Frage kommende Proviant gut stapelbar, bei Raumtemperatur lagerbar, mit einer Hand essbar und mit vergleichweise wenig Aufwand herstellbar sein sollte landet man eigentlich zwangsläufig bei Müsliriegeln. Zum Glück gibt es da irgendwo in meiner Rezeptesammlung das bereits gut erprobte Rezept für "Chewy Granola Bars", eine leicht abgewandelte (vor allem weniger süße) Version des Rezeptes von Deb von  www.smittenkitchen.com, welche es wiederum in leicht modifizierter Form von  der Webseite der Mehlfirma "King Arthur Flour" übernommen hat.

Das Rezept ist echt klasse, man hat jede Menge Variationsmöglichkeiten, so dass die Riegel jedesmal ein bisschen anders schmecken und trotzdem erreicht man immer die gleiche Konsistenz: an den Ecken knusprig und in der Mitte, wie der Originalname schon sagt "chewy" , also "zäh" in einem positiven Sinne.

Und in der Tat, sie haben uns zumindest die ersten Tage und vor allem diese erste Nachtschicht hier versüßt und über so manches Blutzuckerspiegeltief hinweggeholfen... ab morgen (äh heute...) müssen wir dann wohl auf die abgepackten Lebensmittel Süßigkeiten aus den Automaten zurückgreifen :(




"Chewy Granola Bars" - "Müsliriegel"
Geringfügig abgewandelt von http://smittenkitchen.com/2010/02/thick-chewy-granola-bars/

280 g  Haferflocken oder andere Getreideflocken z.B. 3-Korn-Mischung 
 85 g Vollkornmehl

200 g Zucker (Kristall, Rohrohr oder Vollrohr) + ggf.mehr zum karamellisieren der Nüsse
1 Prise Salz
insgesamt 1l Trockenobst und Nüsse nach Belieben
125 ml Honig oder Sirup (ich benutze meist eine Mischung aus Honig und Ahornsirup)
120 g Butter

Zunächst ein Backblech oder eine rechteckige Auflaufform (ungefähre Abmaße: 25x40 cm) mit Backpapier auslegen. Wer ein Fan von knusprigen Ecken und im Besitz einer "Bakers Edge Pan" ist, kann diese auch hervorragend für dieses Rezept verwenden.

Die Trockenfrüchte und Nüsse getrennt abmessen, und ggf. in Erbsengroße Stücke schneiden. In einem mittelgroßen Topf mit schwerem Boden  2-3 EL Zucker zum karamellisieren bringen (die Menge hängt ein bisschen davon ab, wieviele Nüsse man nimmt). Wenn der gesamte Zucker geschmolzen ist und eine tiefbraune Farbe angenommen hat, die Wärmezufuhr abstellen und die Nüsse zum Karamell geben. Kräftig umrühren und die sich bildenden Nusscluster zerstoßen. Abkühlen lassen.

Währenddessen alle anderen trockenen Zutaten (Mehl, Haferflocken, restlicher Zucker, Trockenfrüchte, Salz) in einer großen Schüssel vermischen. Die Butter schmelzen und mit dem Honig bzw. dem Sirup vermengen.

Den Ofen auf 180 ° C vorheizen.

Nun die karamellisierten Nüsse zu den anderen trockenen Zutaten geben. Nocheinmal kräftig umrühren und dann die Butter-Honig-Mischung unterrühren. Bei Bedarf (Teile des Mehles nicht gebunden) 1-2 EL Wasser hinzufügen.

Die Masse in die vorbereitete Form geben und bei 180 ° C 30-40 Minuten backen (oder bis die Ecken die gewünschte Farbe /Konsistenz aufweisen).


So, inzwischen ist es hier 6:15 Uhr und eine lange erste Nachtschicht neigt sich dem Ende zu. Für alle die sich über den komischen Titel wundern:  wir sind gerade an der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF)   in Grenoble. Dabei handelt es sich um einen Speicherring, in dem Elektronen sehr nah an die Lichtgeschwindigkeit gebracht werden. Während sie von starken Magneten auf einer Kreisbahn gehalten werden, gehen tangential zur Bewegungsrichtung elektromagnetische Wellen von ihnen aus. Diese sogenannte Synchrotronstahlung wird dann für Experimente, z.B. in unserem Fall Röntgenbeugungsexperimente, genutzt.

 

Da die Strahlzeit hier sehr begehrt und damit sehr teuer ist wird sie in 24 h Häppchen vergeben, welche am Stück in Anspruch zu nehmen sind. Wir haben 4 solcher 24 Stunden Schichten bekommen und sitzen daher für diese Dauer abgeschirmt von der Außenwelt in zwei Schichten im Labor rum und starren (aufgelockert von kurzen Unterbrechungen beim Wechseln unserer Proben) diverse Kontrollbildschirme an und hoffen, dass alles funktioniert.

Nein im Ernst, hier messen zu können ist wirklich eine Chance und sehr spannend sehr spannend für uns alle. Irgendwie geben mr der Campus und die ganzen interessanten Menschen hier  so ein bisschen das Gefühl "echte Wissenschaft" zu machen. Hoffen wir mal, dass die Ergebnisse den Müsliriegeln in nichts nachstehen ....aber dazu mehr wenn ich wieder wach bin.....